Subjektivität, Emotion und (nicht) rationale Commons
Wann immer ich erzähle, dass ich zur Küstenfischerei aus Commons-Perspektive arbeite, ernte ich abfällige Reaktionen. Viele gehen nach wie vor davon aus, dass es sich bei Commons um eine unabwendbare Umweltkatastrophe handelt oder – wenn sie doch eine vage Vorstellung von Gemeingütern haben – dass alle Fischerinnen und Fischer von Gier getrieben werden. Dagegen legen meine Erfahrungen an der Westküste Schottlands nahe, dass die gemeinsame Bewirtschaftung von Fischgründen nicht in erster Linie an der individuellen Nutzenmaximierung orientiert ist, sondern zunächst einmal mit Subjektivität zu tun hat und auf anderen Verhaltenslogiken.
Als ich anfing, mir über Vorstellungen von Subjektivität und Emotionen in Bezug auf die Fischerei Gedanken zu machen, hielten mich die meisten für verrückt. Mit Fischerinnen und Fischern über ihre Gefühle reden? Doch wie sich bald herausstellen sollte, war ich auf der richtigen Fährte. Ein Fürsprecher der Fischer sagte mir lachend, »Menschen sind bestimmt nicht rational, vor allem Fischer nicht. Ihre Entscheidungen beruhen auf anderen Faktoren.«1 Es faszinierte mich zu ergründen, worum es sich bei diesen »anderen Faktoren« handeln könnte.
Mein Forschungsvorhaben beginnt mit der herausragenden Arbeit von Elinor Ostrom und anderen über Design-Prinzipien für Commons.2 Diese konzentrieren sich auf die institutionellen Regeln und Normen, die für eine effektive Bewirtschaftung kollektiver Ressourcen erforderlich sind. Theoretisch folgen die Arbeiten zu den Design-Prinzipien jedoch einem Rational-Choice-Ansatz, der kaum geeignet ist, »nicht-rationale« Verhaltensweisen zu verstehen. Wenn wir diesem Verständnis der Design-Prinzipien Aspekte wie Gender, Verwandtschaftsverhältnisse, emotionale Verbundenheit mit Ressourcen, Landschaften und dem Meer lediglich hinzufügen, kommen wir nicht dahin zu fragen, wie Design-Prinzipien überhaupt entstehen. Deshalb meine ich, dass wir erforschen müssen, wie sich Institutionen, Ressourcen und Gesellschaften zugleich und aufeinander bezogen herausbilden. Wenn wir so vorgehen wird sich zeigen, wie das »Design« eines Commons ein Produkt der Interaktionen, Geschichten und Beziehungen ist, das kontinuierlich erneuert werden muss. Wenn wir diesen emergenten Prozess als Ausgangspunkt nehmen, dann hat das weitreichende Konsequenzen für unser Verständnis der Dynamik der Commons.
Dabei ist weniger zu klären, wie die Ressourcennutzung die Commons beeinflusst, sondern vielmehr einerseits zu erforschen, wie Commons als Institutionen, Orte und Ökosystem in die Gesellschaften, die Commons nutzen, eingebettet sind, und andererseits, wie Commons diese Gesellschaften prägen. Und hinsichtlich der Bewirtschaftung müssen wir verstehen, wie soziale Prozesse sowohl aus dem Commons-Ökosystem entstehen als auch darin widergespiegelt werden. Beide Zugänge lassen sich nicht sauber trennen, weder räumlich noch zeitlich noch analytisch.
Ich habe die küstennahe Nephrops norvegicus-Fischerei in Schottland erforscht, die größte Fischerei in Bezug auf die angelandeten Mengen und die Anzahl der Boote bzgl. Nephrops, auch Kaiser- oder Norwegischer Hummer genannt. Wir kennen sie aus dem Handel als Scampi oder Kaisergranat. Gefischt wird sowohl mit Hummerkörben (Reusen auf dem Meeresboden) als auch mit Schleppnetzen, die am Meeresboden entlang gezogen werden, wobei die Reusenfischerei ein höherwertiges, lebendes Produkt ergibt. In dieser küstennahen Fischerei finden sich vorwiegend Boote, die täglich von kleinen Häfen auslaufen und die der Skipperin oder dem Skipper gehören.
An der schottischen Westküste teilen sich jene Fischer mit Hummerkörben und jene mit Schleppnetzen dieselben Fischgründe. Eine Ortschaft hat allerdings alle Schleppnetze aus ihren Fischgründen verbannt und betreibt ein formales, wenngleich rechtlich nicht bindendes Programm, um die Anzahl Hummerkörbe zu begrenzen, die jedes Boot pro Tag nutzen kann. Das ist ein ungewöhnlicher Fall, denn die britische Regierung bestimmt und verteilt die Quoten für den Kaiserhummer, was Fischerinnen und Fischern kaum Möglichkeiten lässt, ihre eigenen Regeln zu setzen. Die Situation ändert sich ständig, denn die Regierung hat 2009 Küstenfischereigruppen eingeführt, um die Bewirtschaftung zu dezentralisieren. Die Autorität dieser Gruppen ist bislang jedoch recht begrenzt. In diesem Kontext möchte ich die »(nicht) rationalen Commons« untersuchen.
Design-Prinzipien und das (nicht) Rationale
Ein großer Teil der Commons-Forschung beschäftigt sich mit den Institutionen der gemeinschaftlichen Bewirtschaftung geteilter Ressourcen. Institutionen (Regeln und Normen) sind unabdingbar, um die extraktive Nutzung dieser Ressourcen zu begrenzen und zu überwachen. Doch mir geht es in erster Linie um die Dynamik von Institutionen sowie um die alltäglichen Praktiken, durch die Institutionen sowohl entstehen als auch über Raum und Zeit hinweg ständig reproduziert werden. Und vor allem möchte ich über Subjektivitäten nachdenken, etwa Gender, Rasse, Klasse und sogar Identitäten wie »Fischer/in«, die – so behaupte ich – für die Art und Weise, eine gemeinsam genutzte Ressource zu bewirtschaften, genauso wichtig sind wie die Institutionen selbst. Subjektivitäten sind also für die Gestaltung von Institutionen von erheblichem Belang. Sie prägen, wie Menschen ihre Beziehungen zu anderen auffassen. Wenn wir das in den Blick nehmen, wird klarer, warum so manche gut durchdachte Institution scheitert.
In meiner Forschung konzentriere ich mich auf jene Praktiken und Interaktionen, die erforderlich sind, um als »Fischerin« beziehungsweise »Fischer« zu gelten, und auf die widersprüchlichen Arten und Weisen, in denen diese Interaktionen die Kooperation untereinander fördern beziehungsweise behindern. Wenn ich zum Beispiel Küstenfischern sage, dass mich interessiert, wie sie zusammenarbeiten, dann lachen sie und behaupten, das würden sie nicht tun. Doch wenn ich mit ihnen im Boot sitze, gibt es einen fast ununterbrochenen Strom von Mitteilungen: Die Skipper geben einander Informationen über die Seeverhältnisse durch, sie machen auf ein fremdes Boot in ihren Gewässern aufmerksam oder warnen Boote, die Schleppnetze ziehen, wenn sie einer Hummerkorbleine zu nahe kommen. Wenn ich darauf aufmerksam mache, gestehen sie bereitwillig zu, dass das ihre Art sei zu kooperieren. Tatsächlich denke ich, dass die meisten der Ansicht sind, dass sie kooperieren müssen, um ihre eigene Sicherheit und die ihrer Ausrüstung und ihres Fangs zu gewährleisten. Daraus ergibt sich die Frage, ob diese Formen der Kooperation dazu beitragen, einer formelleren Zusammenarbeit den Boden zu bereiten.3
Kooperationsfördernde Beziehungen können gewissermaßen als »rational« gelten. Aus der Perspektive der Gemeinschaft betrachtet, kann es ebenso »rational« sein, Verwandtschaftsbeziehungen zu bewahren wie mit dem Meer verbunden zu sein, insbesondere über lange Zeiträume hinweg. Mit Hilfe von Verwandtschaftsbeziehungen könnten sich Menschen in Krisenzeiten zum Beispiel unterstützen. Deshalb finden sie es logischerweise wichtig, solche Beziehungen aufrechtzuerhalten. Die Rationalität dahinter unterscheidet sich jedoch von jener des »rationalen Fischers« in der Vorstellung von Rational-Choice-Theoretikern. Daher möchte ich die dominante Idee vom »gierigen Fischer« in Frage stellen, indem ich die anderen, »(nicht) rationalen« Beziehungen und Verpflichtungen in den Blick nehme, die für Kooperationen grundlegend sind.
Subjektivität und Kooperation
Mir geht es um den Gedanken, dass Subjektivität eine wichtige Komponente der »(nicht) rationalen« Beziehungen ist, die für informelle wie formelle Arten der Kooperation grundlegend sind. Subjektivität wird häufig mit Identität gleichgesetzt, doch es gibt wichtige Unterschiede zwischen den beiden Konzepten. Subjektivität bezieht sich darauf, wie Menschen in Machtbeziehungen gebracht oder unterworfen werden – und wie sie dagegen Widerstand leisten können. Macht bildet den Kern sozialer Interaktionen; es ist unmöglich, Beziehungen zu konzeptualisieren, die nicht in irgendeiner Art und Weise durch Macht gekennzeichnet sind. Macht kann in Commons in vielerlei Weise wirken: von Ungleichheiten innerhalb der Gruppen der Nutzerinnen und Nutzer aufgrund von Gender, Kaste und Ethnizität über die Beziehungen zwischen der Fischereipolitik oder den politischen Entscheidungsträgern einerseits und den Fischern andererseits bis hin zu subtileren Dimensionen der Macht, wie sie sich etwa aus den unterschiedlichen Erfahrungen und Wissensständen über Commons-Ressourcen ergeben – sie alle erzeugen unterschiedliche Subjektivitäten, die wiederum die Menschen, die mit Commons zu tun haben, unterschiedlich zueinander und zu Commons selbst positionieren. So muss man in der Fischerei zur See fahren und Fisch fangen, um »Fischer« zu sein bzw. zu werden. Das ist für die Selbstdefinition der Fischerinnen und Fischer entscheidend, und auch dafür, wie sie gewisse Einstellungen und Verhaltensweisen in andere Aspekte ihres Lebens integrieren, unter anderem in die Gestaltung der formalen Fischereiinstitutionen.
Subjektivitäten sind nicht notwendigerweise negativ. Sie sind eine Folge der multidimensionalen Aspekte der Macht und erschweren es, Macht als etwas zu begreifen, dass lediglich in eine oder auch zwei Richtungen wirkt. Macht gibt dem Subjekt die Möglichkeit zu handeln, und jeglicher Widerstand gegen eine dominierende Macht wird Widersprüche mit sich bringen. Doch um der Macht etwas entgegenzusetzen, ist zunächst zu akzeptieren, dass man der jeweiligen Macht unterliegt. So ist in der schottischen Fischerei das Subjekt »Fischer« von einem großen Geflecht ökonomischer, politischer und sozialer Beziehungen abhängig, in denen das Fischen als historische, kulturelle, technologische und rechtliche Praxis definiert und überwacht wird. Betrachten wir in diesem Kontext, wie Macht funktioniert: Die Fischerinnen und Fischer können zum Beispiel die Fischereibestimmungen nicht in Frage stellen, ohne zunächst hinzunehmen, dass sie deren Regulierungen unterliegen. Die über sie ausgeübte Macht gibt ihnen jedoch auch die Macht, in unterschiedlicher Weise zu agieren. Auch können Fischer nicht behaupten, dass sie ihre Fischgründe schützen, ohne zugleich der Idee Vorschub zu leisten, dass sie die Fischbestände ausbeuten und dass die Fischgründe überhaupt jemandem gehören.
Meist wird im Nachdenken über Commons Macht als etwas aufgefasst, das eine ansonsten gut funktionierende Gemeinschaft entgleisen lassen kann, oder als etwas, das in Individuen steckt und von diesen zur Gewinnmaximierung eingesetzt werden kann, indem sie die gemeinsame Ressource ungeachtet der anderen Nutzerinnen und Nutzer übermäßig ausbeuten. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Überfischung oder die Missachtung von Fangquoten. Doch seit kurzem stehen einige schottische Fischerinnen und Fischer an vorderster Front freiwilliger Programme, in denen es darum geht, nachhaltige Fischereien zu schaffen. In einem dieser Programme sind etwa Weißfischboote dazu angehalten, Gebiete mit vielen jungen Dorschen zu melden und aktiv zu meiden. In einem anderen wurde – wie bereits erwähnt – bewegliches Fanggerät aus einer mit Hummerkörben genutzten Fischereizone verbannt. Das ist recht ungewöhnlich, denn diese Zone lässt sich relativ klar als »lokaler Fischgrund« abgrenzen: Eine Seite wird von einer Militärzone »geschützt«, und einen anderen Teil grenzt die Topographie der Küste eindeutig ab.
Vor etwa 15 Jahren waren die Fischerinnen und Fischer in dieser Gegend zunehmend in Sorge, weil die Fangmengen zurückgingen. Sie setzten einige legale sowie – in den sogenannten »Schleppnetzkriegen« – etwas dubiosere Taktiken ein, um bewegliches Fanggerät aus ihrer Gegend herauszuhalten. Einer der bekanntesten Vorfälle war die Versenkung eines Wohnwagens, der die Schleppnetze behindern sollte. Das hatte zwar in dieser Hinsicht Erfolg, aber der Übeltäter wurde identifiziert, »weil man vergessen hatte, das Nummernschild abzuschrauben, was nicht so schlau war«, wie ich in meinen Gesprächen erfuhr. Die Gruppe erreichte eine Regelung, die in diesem Gebiet bewegliches Fanggerät teilweise ausschließt und die Zahl der Hummerkörbe begrenzt, die ein Boot pro Tag ausbringen kann. Sie setzen zudem »Ausstiegsluken« ein, sodass die kleineren Kaiserhummer den Korb verlassen können, bevor er gehoben wird. Diese Vereinbarungen sind zwar freiwillig, aber der Ausschluss von beweglichem Fanggerät ist rechtlich bestätigt worden, wenngleich nicht auf Dauer. Die rechtliche Genehmigung muss in regelmäßigen Abständen erneuert werden (etwa alle 10 Jahre, aber mitunter bewirken Änderungen in der schottischen Fischereipolitik auch Änderungen der Verbotsregelungen). Da der Fischgrund inzwischen hervorragend ist, »gibt es mehr Boote, besonders im südlichen Teil des Bereichs, die [unsere Vereinbarung] nicht unterzeichnet haben und sie nicht befolgen. Besonders Max [Pseudonym] … ist kein Fischer, er ist nur Geschäftsmann«.
Mein Interviewpartner erläuterte mir, warum manche Fischer sich verpflichtet haben, ihren Fang zu begrenzen und andere nicht. Er verweist darauf, dass es einerseits die »Fischer« gibt, die die lokalen Gebräuche respektieren, und andererseits einen »Geschäftsmann«, der einfach auf Gewinn aus ist. In einem anderen Gebiet vergleicht ein Reusenfischer die »Geschäftsmänner«, die mit Schleppnetzen fischen, mit der Reusenfischerei: »Da gibt es Tage, wo du draußen bist und kaum deinen Lebensunterhalt verdienen kannst, aber du bist auf See … es ist eine Lebensweise.« Dann beschwert er sich darüber, dass die Besatzungen der großen Schleppnetzschiffe im Dorf kein Geld ausgäben und keine Verpflichtung gegenüber der lokalen Gemeinschaft hätten. Er erzählte nicht nur, dass sie unterschiedslos alle möglichen Fische und Meeresfrüchte fingen, sondern legte auch nahe, dass ihre emotionale Bindung zum Meer und zur Gemeinschaft anders sei, und im Ergebnis hätten sie nicht dieselbe Verpflichtung, nachhaltige Fischerei zu betreiben.
Beide Programme sind konstruktiv und proaktiv; sie wollen die Fischerei schützen, bringen jedoch den Fischern keine kurzfristigen finanziellen Vorteile, obwohl die meisten Beteiligten glauben und hoffen, dass sie längerfristig die Lebensfähigkeit der Fischerei sichern werden. Aus einer Rational-Choice-Perspektive allerdings gelten solche Programme als hochgradig irrational. Sie führen oft dazu, dass einzelne Fischer für ihre Arbeit auf See weniger Geld verdienen; daher erkennt man nicht, dass sie deren Interessen dennoch nützen. Dabei – und darauf kommt es mir an – gelten diese Programme nur deswegen als »ungewöhnlich« oder »innovativ«, weil die vorherrschende Sichtweise (die von der Rational-Choice-Theorie selbst gestärkt wird!) stets davon ausgeht, dass Fischer ausschließlich an Profiten oder der Verbesserung ihrer eigenen Situation interessiert sind. Alle Programme, die die Fischerei begrenzen, basieren auf der Annahme, dass Fischerinnen und Fischer versuchen, so viele Fische wie möglich zu fangen. Doch in ihrer alltäglichen Praxis spiegelt sich diese Annahme in der Regel nicht wider. Das liegt größtenteils daran, dass die Identität des »Fischer-Seins« aus der Tätigkeit rührt, zur See zu fahren und in einem Netz von Verwandtschaftsverhältnissen, Gemeinschaften und Beziehungen zu anderen Fischerinnen und Fischern zu leben, die eine entscheidende Rolle dabei spielen, die Fischerei als Tätigkeit und Wirtschaftszweig zu tragen. Es ist wichtig, dass diese Identität unabhängig von den institutionellen Regeln und in gewissem Maß unabhängig von den vorherrschenden theoretischen Paradigmen weiterbesteht. Diese Hinwendung zu alternativen Rationalitäten und Identitäten ist essenziell, wenn man verstehen möchte, wie Kooperation bzw. Nicht-Kooperation entsteht, wenn man also verstehen möchte, wie Commons so effektiv funktionieren können.
Die Fischerei als Tätigkeit schafft besondere Körper und Emotionen, was nicht unbedeutend ist im Bemühen, Bewirtschaftungsvereinbarungen auszuhandeln.
So finden es Männer, die gewohnt sind, mit einer gefährlichen und körperlich herausfordernden Umwelt umzugehen, physisch und subjektiv buchstäblich unangenehm, ihren Körper in ein Sitzungszimmer zu sperren. Diese Erfahrung verändert die Bedeutung des Fischer-Seins, die eine ebenso körperliche wie politische und emotionale Dimension hat. Fischer, die auf dem eigenen Boot arbeiten und dadurch Nahrungsmittel und Einkommen für die Familie erarbeiten, sind häufig in einer relativ machtvollen Position. Ich habe in Schottland wenige Fischerinnen und Fischer kennengelernt, die nicht auf ihren Beruf stolz waren. Doch das verändert sich und führt zu einer ganz anderen Subjektivität, wenn sich diese Menschen als Zielscheibe von Stilllegungsprogrammen wiederfinden, wenn ihnen die Schuld für den schlechten Zustand ihrer Fischgründe zugeschrieben wird oder sie gezwungen werden, mit politischen Entscheidungsträgern zu interagieren. Ihre Art, Macht auszuüben4, wird auf tiefgreifende Weise verändert, und sie geraten gegenüber ihrem Beruf in eine eher defensive Position.
Macht und Subjektivität in dieser Art und Weise zu konzeptualisieren lenkt den Blick auf jene Beziehungen und Praktiken, die zur gelingenden Kooperation in den Commons beitragen. Viele dieser Beziehungen und Praktiken gelten nach der engführenden Rational-Choice-Theorie nicht als »rational«. Jede Commons-Beziehung, ob zwischen politischen Entscheidungsträgern und Ressourcennutzern, innerhalb der Nutzergruppen oder zwischen diesen und der größeren Gemeinschaft, bergen die Möglichkeit, dass die Machtverhältnisse entweder Widerstand und Nicht-Kooperation auslösen oder aber viele unterschiedliche Subjektivitäten hervorbringen, die kollektivem Handeln eher zuträglich sind. Wo diese Interaktionen stattfinden, das ist für die Frage der Macht und der Beziehungsgestaltung ebenfalls von Belang. Deshalb müssen wir den Fokus der Commons-Arbeit vom institutionellen Design (von Regeln und Normen) weg und hin zu den alltäglichen Räumen, Erfahrungen und Praktiken lenken, in denen die Bewirtschaftung von Gemeingütern stattfindet. Sie bestimmen mit darüber, ob Bewirtschaftungsregeln angenommen werden, wer sie annimmt, wer ihre Einhaltung überwacht und welche sozialen und Umweltveränderungen sie hervorbringen.
Auf See arbeiten: Alltagspraktiken und die Ausübung von Macht
Diese Überlegungen scheinen jedoch noch immer weit entfernt von schaukelnden Fischerbooten und übel riechenden Molen, wo Fischer die meiste Zeit verbringen. Ich denke, man muss den verkörperten Erfahrungen der Fischerinnen und Fischer Aufmerksamkeit schenken, dort, wo sie interagieren: auf der Mole, den Booten, in Versammlungsräumen und in der Gemeinschaft.
In Schottland ist die Küstenfischerei häufig die Existenzgrundlage kleiner Küstendörfer. Viele Orte haben neben dem Tourismus wenige Beschäftigungsmöglichkeiten. Der Tourismus wiederum hängt davon ab, den Gästen das Image des »Fischerdorfs« zu verkaufen. Eine ältere Frau beantwortete meine Frage, was die größten Veränderungen in ihrer Gemeinde an der Westküste verursacht hat, so: »Nun, hauptsächlich die Fischerei, die Kaiserhummerfischerei. Vor Jahren, so etwa vor 10 oder 15 Jahren, waren nicht so viele Boote von hier draußen, und viele junge Leute sind von hier weggezogen. Aber jetzt sind viele der Jungen wieder da… sie kaufen Häuser und sie bauen Häuser…«
Die Fischerei ist also mehr als ein Beruf. Sie gehört zu den Tätigkeiten, die dafür sorgen, dass die Gemeinschaft lebensfähig und lebendig bleibt. Daher sind Fischerinnen und Fischer in vielfältige Beziehungen eingebettet, die die Fischerei symbolisch und emotional unterstützen, auch wenn die ortsansässige Bevölkerung nur einen sehr kleinen Teil des Fangs direkt vom Boot weg kauft. Die Fischer profitieren nicht finanziell von der Gemeinschaft. Doch sie leben in Beziehungen, die die Menschen intensiv miteinander verbinden – und das folgt einer anderen Rationalität als der Gewinnmaximierung. In diesen Beziehungen erkennen die Beteiligten die Vorteile des Fischens von eben diesem Ort aus an, was ihnen unbewusst emotionale Unterstützung bietet, falls sie einmal keinen Fang einbringen sollten. Diese Unterstützung ist notwendig, damit die Fischer dem Ort verbunden bleiben; sonst würden sie zu ertragreicheren Fanggründen ziehen, wie es die »rationale« Theorie nahelegt.
Da es in den Dörfern der Westküste jetzt mehr »lokale« Boote gibt, treibt viele Fischer die Sorge um, dass es bald zu viele von ihnen gibt. Dennoch schlägt niemand vor, dass Menschen ausgeschlossen werden sollen. Stattdessen betonen sie, wie sie kooperieren. Ein Fischer beschrieb es so: »Alle sind frei hinzugehen, wohin sie wollen, aber im Grunde ist dein [Fischgrund] markiert, und es ist … nun, es ist eher eine Art Absprache, dass du nicht einfach hingehst und über die Reusen eines anderen rüberschießt … also, das passiert schon mal … im Grunde weil die Leute denken, dass ein anderer vielleicht was Besseres kriegt, aber im Allgemeinen wird das einem Irrtum mit den Gezeiten zugeschrieben … aber wenn jemand das offensichtlich tun würde, hierherkommen und sich auf alle anderen draufsetzen würde, dann müsste man was tun, und das würde man vielleicht nicht schwarz auf weiß aufschreiben« (lacht).
Der Fischer legt also nahe, dass die Möglichkeit, jemanden vom eigenen Fischgrund auszuschließen, damit verbunden ist, dass man ein legitimes Mitglied der Gemeinschaft ist. Er nimmt also an, dass jemand, der Absprachen offensichtlich verletzt, von außen kommen müsste. In diesem lokalen Sinne bedeutet »Fischer-Sein« auch, Teil der Gemeinschaft zu sein.
Ein anderer Fischer sprach darüber, dass es unangenehm sei, sich mit anderen Menschen zu konfrontieren und deutete an, dass Beziehungen häufig wichtiger seien als der Fang. In Gebieten, wo sich Fischgründe von zwei Gemeinschaften überlappen, vermeiden sie, dort zu fischen, wo sich Konflikte ergeben könnten. Sie wollen keine Auseinandersetzung riskieren, nur um ein paar zusätzliche Hummer zu fangen.
Diese Fischer sind ganz anders als jene der Fischereipolitik. In vielerlei Hinsicht handeln sie aus Sicht des Wettbewerbs »nicht-rational«. Es wäre zu erwarten, dass Fischer versuchen, neue Boote auszuschließen oder so viel Fang wie möglich einzuholen, auch wenn das zu Konflikten mit ihnen unbekannten Menschen führte. Während die ortsansässigen Männer, die mit der Fischerei zu tun haben, sicherlich auf mehrere Arten und Weisen miteinander konkurrieren, sind sie zugleich hoch angesehen, und zwar wegen der Arbeitsplätze und des Wohlstands, die sie dem Dorf bringen. Sie müssen sich ihrem guten Ruf entsprechend verhalten und fühlen sich an bestimmte lokale Umgangsformen gebunden, die Vorrang vor so manchem eklatant eigennützigen Verhalten haben. Als ich im Gespräch mit der Frau eines Fischers über einige dieser Ideen laut nachdachte, unterbrach sie mich: »Sie haben keine Wahl. Ich glaube, es ist ihnen noch nicht einmal bewusst: sie müssen hier dazugehören. Es ist ein Teil davon, wer sie sind. So machen wir das hier.«5
Auch den Reusenfischern in zwei weiteren Orten der Westküste ist klar, dass sie größere und mehr Kaiserhummer hätten, wenn die Schleppnetzfischerei aus ihren Fischgründen verbannt wäre. Doch sie wissen auch, dass der Fischgrund geteilt werden muss, und sind dagegen, das Trawlern insgesamt zu verbieten. In einem Ort ist der Bruder eines erfolgreichen Reusenfischers körperbehindert. Er kann zwar ein Boot mit Schleppnetzen betreiben, aber nicht mit Hummerkörben arbeiten. Alle sind der Ansicht, dass auch er eine Möglichkeit zum Fischen haben muss. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass Fischer ihre Hummerkörbe gegen ein Schleppnetz eintauschen, wenn sie älter werden und die körperlichen Anstrengungen der Reusenfischerei sie überfordern. Nicht nur alternative Verhaltenslogiken, sondern auch all diese Verpflichtungen der Gemeinschaft gegenüber veranlassen die Fischer in diesem Gebiet auf verschiedene Fischereitechniken (Reusen und Schleppnetze) zu setzen. Interessanterweise ändert sich dies mit zunehmenden Treibstoffpreisen rapide. Dann steigen mehr Schleppnetzfischerinnen und -fischer auf Reusenfischerei um, weil sie deutlich weniger Treibstoff benötigt.
Die Reusenfischer haben Ende 2012 eine Organisation gegründet, die versucht, der Lobby der Schleppnetzfischer eine Alternative zur Seite zu stellen. Sie fördert die Reusenfischerei als klare Verpflichtung auf den kurz- und langfristigen Erhalt der Fischerei. So hat die Vereinigung in einem öffentlichen Statement die neuen Meeresschutzgebiete an der schottischen Küste als willkommene Entwicklung der marinen Raumordnung begrüßt. In manchen Gebieten wird das Fischen begrenzt erlaubt sein, in anderen gar nicht. Die von den Schleppnetzfischerinnen und -fischern dominierten Vereinigungen sprachen sich dagegen entschieden gegen Meeresschutzgebiete aus.
Offensichtlich können solche Machtbeziehungen auch zur Nichtbefolgung und zum Widerstand gegen den Druck führen, ein »gewissenhaftes Mitglied der Gemeinschaft (oder der Vereinigung)« zu sein. In vielen Fischergemeinschaften gibt es mindestens eine solche Person; und in einer Ortschaft, in der ich meine Feldforschung durchführte, warnte man mich vor einem Mann, der als gefährlich gelte. Aber die überwiegende Mehrheit der Fischerinnen und Fischer, mit denen ich gearbeitet habe, ist bewusst und unbewusst in Beziehungen gebunden, so dass sie nicht willens sind, die Frage »Bin ich ein gewissenhaftes Mitglied der Gemeinschaft?« zu meiden.
In Schottland ist die Fischerei meist eine Tätigkeit der Männer. Die Anforderungen der Arbeit sowie der zeitliche Einsatz gelten als unangemessen für Frauen, die Kinder erziehen. Mit wenigen Ausnahmen erledigen sie (die Ehefrauen) die meiste Büroarbeit und all das, was an Land anfällt, doch sie gehen selten selbst auf See. Eine Frau beschrieb mir die Prioritäten der Männer in ihrem Dorf sehr anschaulich: »Ach, Sie kennen doch diese West-Highland-Männer. Für sie ist es so: Arbeit, Pub, Ehefrau.« Bei »Arbeit« hielt sie ihre Hände direkt vor sich, bei »Pub« direkt daneben und bei »Ehefrau« streckte sie dann beide Arme ganz weit zur selben Seite. »Ich bin sicher, sie selbst glauben, dass es umgekehrt ist, aber das stimmt nicht« (lacht). Konflikte haben viel mit der Vorstellung zu tun, wie ein Mann in den Fischerdörfern der Westküste sein sollte. Die Frau betont, dass »anständige Männer« hart arbeiten, und zugleich, dass sich die Rollen von Mann und Frau stark unterscheiden. Sehr wenige Frauen gehen in den Pub. Den eigenen Ruf wahren, die Familie ernähren, hart arbeiten und im Pub trinken sind der Schlüssel dafür, wie männliche Personen zu »Männern« werden, so wie sie durch ihre Tätigkeiten auf See zu »Fischern« werden.6
Die hier beschriebenen Beziehungen zu verstehen ist so schwierig, weil es unangemessen ist zu versuchen, Muster zu identifizieren oder Identitäten mit bestimmten Motivationen in Verbindung zu bringen. Wie gezeigt, können die Verpflichtungen der Gemeinschaft genauso zu einem Verbot von beweglichem Fanggerät führen wie zur Nutzung unterschiedlicher Fangtechniken. Es geht darum zu erkennen, dass Beziehungen komplex, kontingent und veränderbar sind. Wenn Commons nicht erfolgreich sind, dann eher wegen der Probleme in diesem Beziehungsgeflecht als wegen des institutionellen Designs. Daher rede ich von (nicht) rationalen Commons7. Das berücksichtigt, wie Macht und Beziehungen, so wie ich sie hier beschrieben habe, in Commons funktionieren.
Sitzungen, Emotion und Subjektivität
Um die kooperationsrelevanten Beziehungen in der Fischerei genauer zu verstehen, muss man sich auch die Orte der Sitzungen oder Besprechungen anschauen. Es gibt sehr viele davon: von informellen Gesprächen auf der Mole zwischen Skippern und anderen Nutzern der See wie den Betreibern von Touristenbooten oder Hafenbehörden, bis hin zu politischen Sitzungen in Edinburgh und Brüssel, an denen Vertreter der Fischer, politische Entscheidungsträger und Wissenschaftler teilnehmen. Die Verlagerung vom Boot in den Sitzungsraum betrifft Fischer in radikal anders. Ich konzentriere mich hier auf Beratungen, bei denen Entscheidungsträger und Regulierer der Fischereipolitik, Fischer und ihre Fürsprecher sowie gelegentlich Umweltgruppen oder Entwicklungsbehörden zugegen sind. Diese Sitzungen werden überwiegend in größeren Orten an der Westküste abgehalten oder in Gegenden, die aus den verstreut liegenden Dörfern zentral zu erreichen sind.
In Interviews bringen etliche Fischerinnen und Fischer viel stärkere Emotionen und pragmatische Verbindungen mit ihren Ressourcen zum Ausdruck als in politischen Sitzungen. Ein Fischer meinte eindringlich: »Menschen, die im Büro sitzen – es kümmert sie noch nicht einmal, ob’s regnet.« Ein anderer Fischer sagte: »Sie sind so abgehoben von dem, worum es geht. Wir reden häufig darüber, was es bedeutet, hier zu leben. Wir sind von Grün- und Blautönen [d.h. Natur] umgeben, [politische Entscheidungsträger], die aus der Stadt kommen, sie haben das nicht, sie verstehen nicht, was das bedeutet.«8 Die Männer bestehen darauf, dass Manager die Realitäten des Fischens und des Lebens in einem abgelegenen Küstendorf nicht verstehen, und halten dies für ein großes Problem, das gemeinsamen Lösungen im Weg steht. Anders gesagt: Fischer und politische Entscheidungsträger haben sehr unterschiedliche Beziehungen zur Ressource, und das prägt entscheidend, wie Machtbeziehungen ausgeübt werden.
Ein Sitzungsraum erzeugt eine ganz andere Subjektivität unter den Fischern als die Zeit, die sie auf dem Boot verbringen. Sie sind sich darüber im Klaren, dass der Sitzungsraum nicht ihr Platz ist. Ein Fischer sagte: »Es ist der Unterschied, ob du auf dem Landungssteg stehst oder in die See springst.« Ein anderer sagte: »Das eine ist real, das andere nicht. Na ja, ich für meinen Teil bin [auf dem Boot] glücklicher.« Ebenso wichtig ist die von vielen Fischerinnen und Fischern hervorgehobene Tatsache, dass viele politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger dafür bezahlt werden, an Sitzungen teilzunehmen, sie selbst jedoch nicht. Stattdessen nehmen sie sich Zeit, in der sie sonst auf dem Boot wären oder anderes tun würden, um sich Gehör zu verschaffen. Die Räumlichkeit des Sitzungssaals selbst schafft also spezifische Subjektivitäten – sowohl der Fischer als auch der politischen Entscheidungsträger –, die sich dann buchstäblich einander gegenüber sitzen. Dieser Art der Beziehungsgestaltung sind sich die Fischer sehr bewusst. Sie sind sich zudem darüber im Klaren, wie die Grundannahmen der Fischereipolitik die Sitzungsdynamik prägen. Einer sagte: »Die Typen kommen mit ihrem Vorverständnis von vielen Dingen. Und wir denken dann: ›Jetzt fängt das schon wieder an.‹ Wir haben sie ziemlich überrascht [als wir anfingen, darüber zu reden, die Reusenfischerei, zusätzlich zum Verbot von Schleppnetzen, zu begrenzen]. Jemand redet über sein eigenes Thema, das haben sie nicht erwartet.«9 Ein anderer: »Du erläuterst deine Sichtweise, aber sie wollen das nicht hören. Sie haben sich ihre Meinung schon gebildet, bevor sie in die Sitzung gehen.«
Diese Voreingenommenheiten entstehen aus dem, was normalerweise dem Subjekt des »Fischers«/der »Fischerin« zugeschrieben wird. Entscheidungsträger gründen ihre Politiken und Sitzungsordnungen auf Vorstellungen von »rationalen Fischern«, die überwacht und reguliert werden müssen. Die Reusenfischer, die ich hier beschrieb, sind in den Augen der Entscheidungsträger also weniger Ernährer ihrer Familien, die durch Absprachen und die »Gemeinschaft« gebunden sind, nicht zu Ausbeutern des Meeres zu werden, sondern Fischer, denen man ordentliche Fischereibewirtschaftung erst nahebringen muss. Dies erklärt im Kern, warum es so viel Feindseligkeit zwischen ihnen und den politischen Entscheidungsträgern gibt.
Alternative Rationalitäten oder das »nicht Rationale« sind daher Schlüsselkomponenten der Commons. Die Beziehungen und Räume, in denen Fischer interagieren, beeinflussen ihre Subjektivitäten, die wiederum wesentlich dafür sind, wie Macht ausgeübt wird. Meine Arbeit legt nahe, dass diese Machtbeziehungen mit darüber entscheiden, ob Fischer jegliches kollektive Handeln ablehnen oder ob sie sich zusammentun und kooperieren (sei es um gemeinsam zu fischen oder um sich gemeinsam zu wehren). Diese verkörperten Interaktionenformen ermöglichen bestimmte Kooperationswege und blockieren zugleich andere. In der Bewirtschaftung gemeinsam genutzter Ressourcen kommt es also darauf an zu verstehen, wie sich Macht und Beziehungen im jeweiligen räumlichen und politischen Kontext verändern. Hier tritt der Unterschied zu Tage zwischen einerseits der »Bewirtschaftung einer geteilten Ressource«, wie Fischereiprogramme sie versuchen, und andererseits den aus den Verpflichtungen der Gemeinschaft entstehenden Absprachen, die hier beschrieben sind. Das schottische Beispiel zeigt, dass solche Absprachen in den Commons durch Nichteinhaltung oder durch mangelnde staatliche Unterstützung stets gefährdet sind. Er zeigt aber auch die enormen Möglichkeiten, die daraus entstehen, dass Menschen ihre »Commoning«-Verpflichtungen in den Alltag einbringen. Oder, wie die Herausgeberin dieses Bandes, Silke Helfrich, in einem Gespräch über diesen Beitrag formulierte: »Wenn du dich als Commoner siehst und dein Tun im Sinne des Commoning wahrnimmst und reflektierst, dann gelingen Commons besser.«10
Emotionale Bindungen an eine Landschaft oder das Meer können diesen Prozess genauso stärken wie gemeinschaftsgeprägte Subjektivitäten.11
1 | Sinngemäß aus einem nicht aufgezeichneten Telefoninterview.
2 | Vergleiche die Design-Prinzipien für langlebige Commons-Institutionen in diesem Band.
3 | Auch der vorangehende Beitrag von Étienne Le Roy dokumentiert eindrücklich, wie Commons nicht als solche wahrgenommen werden, weil Commoning-Prozesse unreflektiert bleiben (Anm. der Hg.).
4 | Im Sinne von: sich als daseinsmächtig erleben (Anm. der Hg.).
5 | Sinngemäß aus einem nicht aufgezeichneten Telefoninterview.
6 | Viele Skipper, die ich kenne, sind nicht oft im Pub. Sie trinken eher bei Partys oder zu Hause, wohingegen die eher jüngeren und unverheirateten Mitglieder der Mannschaft viel Zeit im Pub verbringen.
7 | Die Autorin nutzt den Begriff in bewusster Abgrenzung zur Rationalitätsvorstellung in der Rational-Choice-Theorie (Anm. der Hg.).
8 | Sinngemäß aus einem nicht aufgezeichneten Telefoninterview.
9 | Sinngemäß aus einem nicht aufgezeichneten Telefoninterview.
10 | Persönliche Korrespondenz, September 2014.
11 | Ich möchte besonders den Menschen an der Westküste danken, die meinem Forschungsprojekt ihre Zeit, ihre Gedanken und ihre Geduld schenkten. Sie haben mir eine Großzügigkeit gezeigt, die mir half, die Bedeutung »gemeinschaftlicher Verpflichtungen« besser zu verstehen. Ich danke außerdem David Donan, Jim Atkinson, Jim Watson und Hamish Mair für Diskussionen über den politischen Kontext und die Herausforderungen, mit denen die Fischerei konfrontiert ist, sowie für ihre Offenheit, die sozialwissenschaftlichen Aspekte ihrer Wissenschaftsdisziplin zu bedenken.